„Stuck in Transition“ 

2010/2018
 ca. 1m x 1m x 1m; ein verstrickter Schaukelstuhl in einem gehäkelten Zelt.

Ein Schaukelstuhl symbolisiert Gemütlichkeit und Zuhause. Dieser Schaukelstuhl allerdings ist „verstrickt“ und folglich nicht benutzbar. Die Verstrickung bringt die Zeit ins Spiel – sehr lange schon ist er nicht mehr benutzt worden, sehr lange schon gab es kein Zuhause mehr. In dieser Verstrickung kann man sich verfangen. Er hat auch etwas Skelettartiges durch das Weiß und das fehlende „Fleisch“.
Ein Zelt lässt sofort an die vielen Menschen denken, die dieser Tage in so etwas wohnen müssen. Dieses besteht aus gehäkelten Flicken aus Wollresten, aus zusammengesetzten Fragmenten also. Diese Flicken sind alle „unterwegs“ entstanden, beim Bahnfahren etc.
Es ist kein Pullover, wie üblicherweise aus dieser Technik entstehend, sondern ein Zelt wie ein Pullover. Kleidung ist wärmende Hülle, ein Zuhause auch – hier wird Kleidung zum Zuhause.
Häkeln ist traditionell eine typisch weibliche Tätigkeit – dieses „Pulloverzelt“ wird daher sofort „erzählen“, dass es von einer Frau gemacht ist, dass also eine Frau in dieser verzweifelten Situation ist, sich aus Resten ein „Zuhause“ zusammenhäkeln und quasi in „erweiterter Kleidung“ wohnen zu müssen.  Es verweist so auf die besondere Gefahr, die in Hauslosigkeit und damit Schutzlosigkeit speziell für Frauen liegt.
Natürlich ist kein Zelt ein wirkliches Zuhause. Besonders aber dieses „Pullover-Zelt“ erfüllt in keinster Weise die Wünsche, die man an ein Zuhause hat: es hat Löcher, durch die der Wind bläst und durch die man reingucken kann, es schützt nicht vor Regen, sondern saugt sich eher voll, es schützt nicht nur nicht vor Blicken, sondern zieht durch die Farbigkeit alle Aufmerksamkeit auf sich. Aber auch der Überlebenswille wird spürbar durch die vielen Farben. Die Hoffnung auf ein Zuhause ist also im ewigen Übergang quasi eingefroren. Es fehlt das „Fleisch“, das Leben – es gibt nur ein „Skelett“ in Form des Schaukelstuhls und eine „Haut“ in Form des Zeltes. Trotzdem ist das Zelt besetzt davon, nichts anderes hat Platz. Es ist gefüllt mit der enttäuschten Hoffnung auf ein Zuhause und erzählt davon, gefangen und verstrickt in einer ewigen Übergangssituation zu sein – „stuck in transition“